Ernährung in Kalifornien

In meinem letzten Beitrag habt Ihr bereits erfahren, dass das Thema Ernährung bei uns derzeit eine große Rolle spielt und dass es uns bereits seit längerem beschäftigt. So auch während unseres Kalifornien-Urlaubs im Oktober vergangenen Jahres.

Das Image des amerikanischen Essens in unserer Gesellschaft ist aus gesundheitlicher Sicht sicherlich alles andere als gut. Fast Food, Familienpackungen und -portionen, Zuckerbomben, Softdrinks mit Free Refill – das sind für gewöhnlich die Dinge, an die wir bei der amerikanischen Essenskultur denken. Doch ist das wirklich so? Stimmt es, dass man bei einem Urlaub in den USA damit rechnen muss, keine gesunden Alternativen zu bekommen? Wir haben während unseres Urlaubs den Test gemacht. Und unser Fazit ist sicherlich für viele überrraschend.

Da wir während unseres Urlaubs nur in Hotels und Motels übernachtet haben, hatten wir keine Möglichkeit, selbst zu kochen. Wohl aber gehört ein Kühlschrank in den USA zur Standardeinrichtung in Hotels und Motels. So hatten wir die Möglichkeit, uns auch mal mit frischen Lebensmitteln aus dem Supermarkt einzudecken. Nichtsdestotrotz haben wir mindestens einmal, meistens zweimal am Tag im Restaurant oder Fast Food Laden gespeist. Wir waren also abhängig vom Angebot der amerikanischen Gastronomie.

Was soll ich sagen? Das Angebot der kalifornischen Gastronomie war zu großen Teilen überaus erfreulich. Ohne Ausnahme gab es in jedem Restaurant, in dem wir gegessen haben, gesunde Alternativen. Selbst in Restaurantketten wie der Cheesecake Factory, die nach ihren riesigen Käsekuchenkalorienbomben benannt ist, gab es eine große Auswahl an gesunden Mahlzeiten. Eine Seite in der Speisekarte beinhaltete ausschließlich Salate, eine Seite umfasste ausschließlich „Superfood Salads“. So war die Essensauswahl in der Cheesecake Factory für mich gar nicht so leicht ob des vielfältigen Angebots.

Wir haben in unseren 2,5 Wochen in Kalifornien über 2000 Automeilen hinter uns gebracht. Sprich, wir haben verschiedene Ecken des Bundesstaates gesehen. Und egal wo wir waren, ich habe immer gesunde Optionen für meine Ernährung gefunden. Besonders begeistert war ich in Kernville. Kernville ist ein Kaff in der südlichen Sierra Nevada. Laut Wikipedia hat es 1.395 Einwohner (zuletzt gemessen in 2010) auf 32.830km². Kernville gab uns das Gefühl des Wilden Westens. Man fährt weit und breit durch die Gebirge, ohne dass man einer Menschenseele  bzw. einem Dorf begegnet. Dann plötzlich der Ort. Ein Supermarkt, eine Tankstelle, eine Hand voll Restaurants. Auch wenn wir Großstadtliebhaber sind, es war toll. Gegensätze ziehen sich eben an.

In Kernville sehen die Menschen aus, wie man sie sich in einem modernen Westernfilm vorstellt. Die Männer in Jeans, Flanellkarohemd und mit Westernboots. Die Frauen auch. Die Mehrheit durchaus kräftig. Außerdem mit einer gesunden Gesichtsfarbe – es ist zu sehen, dass man auf dem Land ist und viele Einwohner*innen viel Zeit an der frischen Luft verbringen. Da Kernville 68km von der nächsten Stadt (Bakersfield) entfernt ist und die Zufahrt nach Kernville durch die Berg- und Tallandschaft der Sierra Nevada und eben nicht via eines Highways führt, somit sehr zeitintensiv ist, wird es wohl keine Berufspendler im Dorf geben. Gearbeitet wird dort, wo man lebt.

Warum ich das Bild von Kernville so ausführlich beschreibe? Weil für mich die Befürchtung groß war, dass ich in einem solchen Dorf Schwierigkeiten haben werde, eine gesunde und vegetarische Mahlzeit zu bekommen. Ich würde behaupten, dass in Deutschland, je dörflicher die Umgebung, desto größer ist der Fokus auf Fleisch und „sättigende Beilagen“ in einer Hauptmahlzeit. Salat wird eher nicht als richtiges Essen definiert. Nicht so in Kernville. Bereits im örtlichen Supermarkt war ich erfreut ob der Auswahl an gesunden, frischen Produkten. Für unser Abendessen entschieden wir uns für eine Brauerei. Und ich staunte nicht schlecht, als ich den Salat mit Schafskäse, welchen ich aus mehreren Salatoptionen gewählt hatte, serviert bekam. Unglaublich frisch, unglaublich lecker und ohne jegliche ungesunde Zutaten. Das dazugehörige Toast mit gebackenem Käse war separat und man konnte somit selbst entscheiden, ob man dieses verspeisen wollte. Ich war so begeistert von meinem Salat, dass wir auch an den darauffolgenden beiden Abenden in der Brauerei dinierten.

Auch in den Großstädten gab es jederzeit eine gesunde Essensoption. Selbst in einem Diner, das ja eher für ungesunde Fast Food Gerichte wie Burger, Pancakes und Sandwiches bekannt ist, gab es ein „Healthy Sandwich“ das sich aus frischem Gemüse zusammensetzte und statt der üblichen Remoulade, Majonaise oder Ketchup, mit Avocado als Aufstrichersatz (übrigens eine hervorragende, gesunde Alternative!) belegt war.

In San Diego entdeckte ich einen kleinen Laden, der die in unserer modernen Foodcommunity meist als Frühstück kredenzten Acai Bowls anbot. Ich war begeistert über so gesundes Fast Food. Außerdem liefen wir in San Diego durch Zufall über einen alternativen, grünen Markt – ich kam mir vor wie im tiefsten Prenzlberger Kiez.

An unserem letzten Tag in Los Angeles, am Santa Monica Beach, aßen wir in einem Restaraunt zu Mittag, das zum neuen Food Movement in den USA gehört. Das True Food Kitchen basiert auf dem Konzept, den Körper ausschließlich mit gesunden Nährstoffen zu versorgen. Konkret heißt das Ernährungskonzept „anti-inflammatory diet“. „Anti-inflammatory“ heißt so viel wie „entzündungshemmend“. Wenn Ihr gerne mehr zum Konzept der entzündungshemmenden Ernährung erfahren wollt, schaut mal hier vorbei. Auch Katrin und Daniel von bevegt haben zu diesem Thema schon mal etwas gebloggt. Oder googelt mal nach „anti-inflammatory diet“ – für die englischsprachigen unter Euch. Durch die entzündungshemmende Ernährung sollen Entzündungen verringert bzw. verhindert werden. In Kombination mit einer köstlichen Küche ist das für mich ein tolles Konzept. Und das Essen war köstlich! Ein Jammer, dass es Restaurants dieser Art nur sehr selten in Deutschland zu finden gibt. Ich wäre definitiv Stammgast im True Food Kitchen. Das True Food Kitchen hat derzeit Restaurants in zwölf Bundesstaaten, Restaurants in weiteren Bundesstaaten sind bereits in Planung.

Alle Restaurants, in denen wir während unseres Urlaubs gegessen haben, haben wir spontan ausgewählt. Sie sind uns also mehr oder weniger zufällig über den Weg gelaufen. Sie boten allesamt gesunde Optionen. Auffällig war hierbei

  1. Dass die gesunden Mahlzeiten wie z.B. Salate im Vergleich zu deutschen Restaurants aus meiner Sicht deutlich gesünder waren. Salat bedeutete auch wirklich Salat und nicht ein paar Salatblätter mit viel „Belag“ (Fleisch, Käse, Schinken, Thunfisch, usw.).
  2. Dass das Konzept von Superfoods in der Kalifornischen Gastronomie bereits integriert ist. Hier sehe ich deutsche Restaurants im Vergleich noch sehr weit hinterher hinkend.
  3. Dass moderne Food Trends in der Kalifornischen Gastronomie bereits sichtbar sind. Auch hier sehe ich deutsche Restaurants im Vergleich im Hintertreffen.

Nun kann ich nur für die Orte in Kalifornien sprechen, die wir besucht haben. Ich kann unsere Erfahrungen nicht auf die gesamte USA verallgemeinern. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es da Unterschiede von Bundesstaat zu Bundesstaat gibt. Wie sind Eure Erfahrungen mit dem Essen in den USA?

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