Ironman 70.3 Kraichgau – Die Vorbereitung

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Die Entscheidung für Kraichgau war bereits ein Jahr bevor es überhaupt ernst wurde gefallen. Am 30.6.2014 hatte ich mit dem Klick auf den Anmeldebutton festgelegt, was ich 2015 im Schwerpunkt tun möchte.

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Die erste Mitteldistanz sollte etwas besonderes werden. Daher war von Anfang an klar, es muss eine große Veranstaltung sein. Datum und Ort ergaben sich einfach aus einer realistischen Zeitplanung und der Tatsache, dass damals in der Szene viel über den Kraichgau gesprochen wurde. Schließlich war der Veranstaltung gerade von der WTC (dem Besitzer der Marke Ironman) übernommen worden. Es hätte also genauso gut die Challenge in Heilbronn (2 Wochen später) werden können, wenn ich damals etwas darüber gelesen hätte.

Zunächst galt es jedoch das aktuelle Wettkampfjahr noch zu Ende zu bringen. Der Berlin Marathon und einige kleinere Läufe füllten den Wettkampfkalender bis spät in den Oktober hinein.

Nach der Off-Season mit einem traumhaften Urlaub in Nizza und ausgiebigem Wälzen von Triathlon-Büchern war der Trainingsplan schnell entwickelt. Wie sich später herausstellen sollte war die Quantität-geht-über-Qualität-Entscheidung nicht immer die günstigste. Die ersten Trainingseinheiten habe ich hier im Blog schon ausführlich erläutert. Bis zum Urlaub in Tokio und dem damit verbundenen Marathon lief auch alles in halbwegs geordneten Bahnen. Einige Kritiker auf Twitter merkten hin und wieder an, dass wir zu einem so frühen Zeitpunkt ja schon mächtig Umfang machen würden. Aus damaliger Sicht war das für mich völlig unverständlich. Schließlich galt es ja auch noch einen Marathon zu laufen. Unser kleiner Abstecher ins Land der aufgehenden Sonne endete allerdings in einem Form- und Gesundheitstief, dem dann auch der City-Lauf Dresden und der Berliner Halbmarathon zum Opfer fielen. So richtig los ging es dann erst wieder Ende März. 10 Wochen vor dem Ironman 70.3 fand ich wieder zurück in die Trainingsspur. Damit waren allerdings auch alle Trainingspläne hinfällig. Jetzt hieß es im April und Mai Kilometer auf dem Rennrad runterreißen. Dabei blieben natürlich alle anderen Sportarten auf der Strecke. Das zeigt sich dann auch bei einem Blick in der Monatsbilanz.

2015-06 Kraichgau 01

Was völlig hinten runter viel: Das Athletiktraining. Eine fatale Entwicklung wie sich später noch herausstellen sollte. Die Umfänge konnten im April und Mai trotzdem relativ hoch gehalten werden. Allerdings waren die meisten Einheiten im GA1 – Bereich, da ich durch das lange Tief im Februar und März das Gefühl hatte, dass ich noch zu wenig Grundlagen trainiert hatte.

2015-06 Kraichgau 02

Dass ich nicht ganz auf dem Holzweg war, zeigten einige gute Wettkampfergebnisse. Aus dem vollen Training heraus konnte ich meine 10 Kilometer Bestzeit beim Airport-Run in Berlin auf 43:24 min verbessern. Beim BIG25 schraubte ich meine Halbmarathon-Bestzeit auf 1:41 h und das obwohl im am Vortag noch 140 km Rad gefahren war. Es lief stellenweise sehr gut und das mal wieder als ich mir nichts vorgenommen hatte außer gemütlich laufen.

Krönender Abschluss der langen Vorbereitungszeit war dann das 120km Rennen beim Velothon in Berlin. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch schon alle Messen gelesen. Nichts mehr zu korrigieren, nichts mehr zu reparieren. Darum stand das gesamte Rennen auch nur unter einem Motto: Bloß keinen Sturz riskieren. Unterstützt wurde ich dabei von unserem Lultra Wilhelm. An dieser Stelle nochmal vielen Dank fürs pilotieren. Während Hannah ihr Radrenndebüt über die 66 km lange kleine Schleife gab, rollte ich in 3:28h und 34er Schnitt durch die Stadt und das Berliner Umland auf der großen Schleife von 118 km. Radrennen fahren macht schon ein riesigen Spaß, wenn man es denn kann.  Einer Vielzahl unserer Mitradler*innen unterstelle ich einfach mal, dass sie sich noch nie damit beschäftigt haben, was es heißt in einer Gruppe zu fahren. Sie wußten nicht, wie sie ordentlich Spur halten können und das sie nach 3 Stunden Radrennen einfach geistig ermüden und da ihre Reaktionsfähigkeit nachlässt. Die vielen Stürze und gerade im Zielbereich hirnrissigen Aktionen beim Kampf um Platz 2763 sind für mich anders nicht zu erklären. Wie ich damit für nächstes Jahr umgehe, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Mir macht das Rennen schon Spass, aber den Preis eines Sturzes möchte ich auch nicht zahlen. 

Zusammenfassend kann ich jedoch sagen, die selbst gesteckten Ziele waren schon sehr ambitioniert und nicht immer haben Job, Gesundheit und innerer Schweinehund eine hundertprozentige Planerfüllung zugelassen. Also packten mich in den zwei Wochen vor Kraichgau natürlich die Gedanken, die jeden irgendwann packen: Habe ich genug trainiert? Hätte ich nicht noch mehr tun können / müssen?  Die Antwort liegt eindeutig auf der Hand: Jein! Natürlich wäre es möglich gewesen noch mehr, oder anders zu trainieren. Aber es war mein erstes Jahr auf der Mitteldistanz, als einzige Referenz hatte ich Statistiken und Zahlen von anderen Menschen zur Verfügung. Eigene Erfahrungswerte gab es nicht. Auch wusste ich nicht, wie mein Körper auf die neuen Trainingsreize reagieren würde. Hinzu kommt bei Amateuren immer die Frage: Wie viel ist genug? Wie viel Lebensanpassung darf das Hobby von einem verlangen? Wie viel Beruf darf ich haben, wenn ich ein exzessives Hobby wie Triathlon betreibe?

Am Tag vor der Abreise wurde es dann wieder hektisch. Als Triathlet Sachen packen für das Wettkampf-Wochenende. Es ist die Hölle auf Erden. Zunächst wurden alle verfügbaren Wetterprognosen studiert und Statistiken der letzten 30 Jahre darübergelegt (um die Genauigkeit besser einschätzen zu können) und dann doch sicherheitshalber noch etwas für Schneefall im Juni mit zurecht gelegt. Das Ergebnis der Planung sah dann so aus:

2015-06 Kraichgau 03

Am 5. Juni hieß es also: Abfahrt in Richtung Kraichgau.

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